“Ich hoffe, ich enttäusche niemandem mit dem Cosplay”

Wie oft ich diesen Satz schon in diversen Gruppen oder als Kommentar unter Fotos gesehen habe, kann ich nicht mehr sagen. Und um ehrlich zu sein, verstehe ich den Sinn hinter diesem Satz auch nicht wirklich. Also eigentlich schon, aber ich frage mich, warum man sich diese Frage überhaupt stellt.

Um mal ein relativ aktuelles Beispiel zu nennen, bei dem ich auch einen aktiven Part hatte: Ich habe ein WIP Bild zu meinem Star-Lord Cosplay auf meiner Seite gepostet und darunter bekam ich einen Kommentar, dass jemand auch was aus Guardians of the Galaxy cosplayen will. Ich hab daraufhin geantwortet, dass ich auf das Cosplay gespannt wäre. Dann kam er, der oben genannte Satz (in einer etwas abgewandelten Form, aber der Sinn war der gleiche).

Da frage ich mich echt, woher dieser Druck von außen herkommt. Man selber muss doch mit seinem Cosplay zufrieden sein und sich darin wohlfühlen. Und ein Cosplay ist doch auch nur eine kreative Art, seine Liebe für einen bestimmten Charakter oder für ein Fandom auszudrücken. Und da steckt auch schon ein wichtiges Wort drin: Liebe. Denn ohne Liebe zum Charakter, den man darstellen will, wird das nix. Das ist auch der Grund, warum es von mir wohl nie irgendwelche Cosplays aus Animes oder Mangas geben wird: Weil ich nichts damit anfangen kann und daher das Cosplay auch nicht so machen kann, wie ich es für richtig halte. Was sowas angeht, bin ich nämlich ein Perfektionist. Auch wenn das Cosplay so detailgetreu wie möglich ist, wenn ich mich mit dem Charakter nicht irgendwie identifizieren oder auseinandersetzen kann, dann wird das nichts.

Und ich finde, dass diese Einstellung vielen Cosplayern mittlerweile fehlt. Da wird meist nicht mehr auf die eigenen Vorlieben geschaut sondern auf das, was gerade In ist. Klar, ich mache auch das ein oder andere Cosplay, was gerade “In” ist, aber das liegt dann daran, dass ich mich selber damit beschäftigen konnte. So ist zum Beispiel die Idee von meinem Star-Lord Cosplay recht schnell gekommen, als ich den Film gesehen habe. Ich fand den Charakter von Anfang an gut und wollte ihn deswegen cosplayen.

So halte ich es auch immer noch. Wenn mir ein Charakter gefällt, dann überlege ich, ob ich ihn cosplayen kann und will. Und dabei ist es mir egal, ob irgendwer den kennt oder nicht. Das ist auch einer der Gründe, warum ich lieber weniger Cosplays mache, aber dann welche, hinter denen ich zu 100% stehe. Denn was bringt mir es selber, etwas zu tun, was mich nicht wirklich glücklich macht? Es ist mein Hobby, meine Freizeit, die ich da reinstecke und Sachen tun, die nicht unbedingt Spaß machen, kann ich auch im Büro.

Um ehrlich zu sein, bin ich nicht auf die Bestätigung von anderen angewiesen. Ich habe ein stabiles Selbstbewusstsein, so dass mich auch Kritik nicht direkt zu Fall bringt. Ich habe gelernt, dass es genug Leute gibt, die einem nichts gutes Gönnen wollen oder können. Diese Leute wird es immer geben und ich habe gelernt damit umzugehen. Aber viele, vor allem Neulinge in der Cosplay-Szene haben dieses Selbstbewusstsein noch nicht. Mit 14 oder 15 hatte ich das auch noch nicht. Doch mit meinen mittlerweile 24 Jahren bin ich wohl über das schlimmste hinweg.

Natürlich freue ich mich auch über jeden Like, jeden Kommentar oder jeden Follower. Ich müsste lügen, um zu sagen, dass mich das nicht immer mal wieder lächeln lässt. Ich hab mich wie ein kleines Kind gefreut, als ich das erste Mal meinen Star-Lord anhatte und ich kaum zwei Meter gehen konnte, ohne ein Bild mit jemandem zu machen. Aber auch wenn mal die Likes ausbleiben oder mich jemand nicht erkennt, ist das für mich kein Weltuntergang.

Um das Ganze aber mal ein bisschen zu beschließen gebe ich allen, die in die Cosplay-Szene einsteigen, aber auch den “Alten Hasen” mal einen Ratschlag:
Ihr müsst euch wohlfühlen, wenn ihr cosplayed. Was andere sagen oder denken kann für euch ein Denkanstoß sein, aber ihr solltet nicht nur auf die Meinung von anderen hören. Hört vor allem auf euer Bauchgefühl. Ihr merkt recht schnell, wo eure Wohlfühlzone aufhört und was ihr dann besser lassen solltet.

Also, lasst euch nicht von anderen reinreden, wie ihr was machen sollt. Das ist nicht nur auf das Cosplayen bezogen, sondern kann einem auch im restlichen Alltag weiterhelfen. So halte ich es schon seit einigen Jahren und bis jetzt fahre ich mit dieser Einstellung ganz gut.